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2001-01Type
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Abstract
Der Tagesablauf der Menschen ist geprägt durch die Teilnahme an bestimmten Aktivitäten (Wohnen, Arbeit, Ausbildung, Einkauf, Erholung, usw.) zu bestimmten Zeiten an bestimmten Orten. Die Raumüberwindung vom Ort der einen Aktivität zum Ort der nächsten Aktivität er- zeugt Verkehr. Die zwischen den einzelnen Aktivitäten liegenden Wege sind in der Regel nicht unabhängig voneinander, sondern Teil einer Aktivitäten- resp. Wegekette. Diese Akti- vitäten- und Wegeketten sind das Ergebnis individueller Zeit- und Wegeplanungen. Die heute in der Verkehrspolitik vermehrt im Vordergrund stehenden Mobilitätsmanagement- Massnahmen (Verkehrsinformation und -lenkung, Road Pricing, Änderungen von Arbeits- und Öffnungszeiten usw.) versuchen, Einfluss zu nehmen auf diese Zeit- und Wegeplanun- gen. Die heute üblichen, auf Einzelwegen oder starren Wegeketten beruhenden Modellansätze leisten z.B. für die Beurteilung von Ausbauten der Verkehrsinfrastruktur wertvolle Dienste, sind aber für die Behandlung der Auswirkungen von Mobilitätsmanagement-Massnahmen auf die Verkehrsnachfrage kaum geeignet. Weltweit arbeiten deshalb heute Verkehrswissen- schafter an Modellansätzen, welche von den Aktivitäten ausgehen, um die Verkehrsnachfra- ge abzubilden. Theoretisch können mit diesen aktivitäten-orientierten Modellansätzen die Wechselwirkungen zwischen Aktivitäten, Raumstruktur, Verkehrsangebot und Verkehrs- nachfrage erklärt und damit die Auswirkungen verkehrspolitischer Massnahmen auf das Ver- kehrsverhalten vorausgesagt werden. Dem grossen Potential dieser Modellansätze steht deren hohe Komplexität gegenüber, weshalb sie in der Praxis noch kaum zum Einsatz ge- langen. Die vorliegende Vorstudie behandelt die folgenden, aus der Sicht der Verkehrsforschung der Vereinigung Schweizerischer Verkehrsingenieure (SVI) wichtigen Fragen: Welches ist der internationale Stand der Forschung und Entwicklung auf dem Gebiet der aktivitäten-orientierten Personenverkehrsmodelle? Welches ist das Interesse der Verkehrsplanungs-Praxis in der Schweiz an diesen Modell-Ansätzen? Welches sind die sich aus der Sicht der Schweiz ergebenden Forschungsbedürfnisse auf dem Gebiet der aktivitäten-orientierten Personenverkehrsmodelle? Ein breit angelegtes Studium der umfangreichen Literatur zu aktivitäten-orientierten Verkehrsmodellen hat gezeigt, dass das Thema auf breiter Basis mit einer Vielzahl unterschiedlicher Methoden und Ansätze angegangen wird. Es liegen Ergebnisse verschiedener empirischer Untersuchungen, z.B. von Aktivitätenmustern (Häufigkeit und Dauer von Aktivitäten), von Zeit- und Wegeplanungsprozessen, von Interaktionen im Haushalt und innerhalb des übrigen sozialen Netzes usw. vor. Bei den Modellen haben sich drei Hauptansätze heraus- gebildet, welche innerhalb eines Modelles oft in Kombination zur Anwendung gelangen: Nutzenmaximierungs-Modelle (in der Regel Logit-Ansätze) Computational Process Models (CPM), welche auf der Anwendung heuristischer Regeln zur Abbildung der Entscheidungsprozesse beruhen Mikrosimulations-Modelle ii Der Ansatz der aktivitäten-orientierten Personenverkehrsmodelle ist zukunftsweisend und scheint geeignet, die bisherigen Verkehrsmodelle mit ihren bekannten Schwächen abzulösen resp. zu ergänzen. Die neue Art von Modellen wird aber deutlich komplexer und wesentlich datenintensiver sein. Nach rund 25-jähriger, in den letzten Jahren stark intensivierter For- schungsarbeit an verschiedenen Universitäten liegen heute erste in der Praxis anwendbare aktivitäten-orientierte Modellansätze vor (z.B. ein in San Francisco eingesetztes Modell). Aber auch diese beruhen noch immer auf stark vereinfachenden Annahmen bezüglich des hochkomplexen menschlichen Verhaltens. Auch in der Schweiz werden Fragen der Verkehrslenkung, des Verkehrssystem-Managements, der Verkehrsgebühren (Road Pricing, Parkiergebühren) usw. an Bedeutung gewinnen; Fragen, für deren Behandlung die herkömmlichen Verkehrsmodelle schlecht geeignet sind. Der Bedarf, aktivitäten-orientierte Verkehrsmodelle möglichst rasch anwenden zu können, ist offensichtlich. Bis dies aber möglich ist, bedarf es noch grosser Forschungsanstrengungen, auch in der Schweiz. Die vorliegende Vorstudie identifiziert Forschungsthemen, welche vordringlich angegangen werden sollten: Empirische Erhebungen zur Zeitnutzung, zur Rolle von Randbedingungen für die Zeit- und Wegeplanung von Individuen und Haushalten und zum Zeit- und Wegeplanungsprozess als solchem Modelle zur Entwicklung und Bedeutung kognitiver Landkarten Modelle zur Wahl von Wohnung und Arbeitsplatz, Anzahl und Art von Fahrzeugen, Akti- vitätenketten, Zielort und Verkehrsmittel, Abfahrtszeiten, Routen Demonstrationsanwendungen von dem Stand der Technik entsprechenden Modellen (z.B. San Francisco-Modell) Entwicklung und Anwendung von Simulationsansätzen. Show more
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https://doi.org/10.3929/ethz-a-004237530Publication status
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Journal / series
Arbeitsberichte Verkehrs- und RaumplanungVolume
Publisher
ETH Zürich, Institut für Verkehrsplanung, Transporttechnik, Strassen- und EisenbahnbauSubject
VERKEHRSMODELLE + VERKEHRSSIMULATION (VERKEHR UND TRANSPORT); PASSENGER TRANSPORT (TRANSPORTATION AND TRAFFIC); TRANSPORT MODELS + TRAFFIC SIMULATION (TRANSPORTATION AND TRAFFIC); PERSONENVERKEHR (VERKEHR UND TRANSPORT)Organisational unit
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