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Date
2019-10-01Type
- Bachelor Thesis
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Abstract
Künstliche Lichtemissionen haben in den letzten Jahrzehnten stetig zugenommen und bisher ist noch kein Ende dieses Trends ersichtlich. Mit den Jahren ist in der Bevölkerung, der Politik und der Wissenschaft das Bewusstsein gewachsen, dass auch Licht eine Art der Umweltverschmutzung bedeuten kann. Der Kanton Aargau und der Jurapark Aargau entwickeln momentan Strategien zum Themenbereich «Lichtemissionen» und sind an einer grundlegenden Einschätzung der Situation im Gebiet des Jurapark Aargau interessiert.
In der vorliegenden Arbeit wurde in einem ersten Schritt eine Literaturrecherche zum Thema künstliche Lichtemissionen durchgeführt, um das vorhandene Wissen zusammenzufassen. Die Auswertung der bereits existierenden Forschungsresultate ergab, dass künstliches Licht grosse Auswirkungen auf den Menschen und seine Umwelt hat. Prognostiziert wird, dass die künstlichen Lichtemissionen wegen ihrer steten Zunahme sogar zu einem Forschungsfokus im 21. Jahrhundert werden könnten. Auch in der Politik wird die Wichtigkeit des Themas vermehrt wahrgenommen. Die gesetzlichen Grundlagen sind gegeben, Licht fällt im Umweltschutzgesetz unter Emissionen, die vermieden werden sollten, falls sie schädlich oder lästig sind. Es existieren jedoch bisher noch keine Richt- oder Grenzwerte, sondern nur Empfehlungen für die Installation von Beleuchtungen.
Die bei der Recherche im Internet gefundenen Fotos und Lichtemissionskartierungen erlauben eine erste grobe Einschätzung der Situation. Europa ist im Vergleich zu natürlicher Dunkelheit bereits stark erleuchtet, weist jedoch innerhalb seiner Regionen grosse Unterschiede auf. Auch innerhalb der Schweiz sind grosse Unterschiede erkennbar, von stark erhellt im Mittelland zu noch relativ dunkel in den Alpengebieten. Das Gebiet des Jurapark Aargau ist als mittelmässig belastet eingestuft.
Um die erste Einschätzung zu überprüfen und einen persönlichen Eindruck der Situation im Jurapark Aargau zu gewinnen, habe ich das Parkgebiet in der Nacht besucht und Fotografien von bedeutsamen Lichtquellen erstellt. Eine zweite Begehung konnte mit einem Besuch in der Sternwarte Cheisacher kombiniert werden. Die Besuche vor Ort ergaben den Eindruck, dass das Gebiet des Jurapark Aargau noch relativ dunkel ist, verglichen mit seiner Umgebung, z.B. dem im Süden angrenzenden Mittelland. Aufgefallen ist mir, dass der Jurapark Aargau stark von seiner hügeligen Topografie profitiert, da das Licht der Gemeinden, die sich oft in den Tälern befinden, sehr schnell verdeckt wurde und nur einzelne Lichtquellen erkennbar waren. Bewusst wurde mir auch die grossräumige Dimension des Phänomens, da die Lichtglocken der grösseren Städte Zürich und Basel klar am Horizont erkennbar waren.
In einem weiteren Schritt wurde das Thema mit einer räumlichen Datenanalyse untersucht. Anhand von Satellitendaten war es möglich, eine Kartierung der künstlichen Lichtemissionen zu erarbeiten. Die Analyse des Ist-Zustandes führte zu der Erkenntnis, dass das Gebiet des Jurapark Aargau noch relativ dunkel ist im Vergleich zu seiner Umgebung. Die Hinzunahme von Kartierungen aus den Jahren 1992 bis 2012 erlaubte die Entwicklung der Lichtemissionen zu untersuchen. Die künstlichen Lichtemissionen haben seit den 1990er-Jahren im Untersuchungsgebiet (Grossraum Bern-Basel-Zürich) stark zugenommen, innerhalb des Parkgebietes gab es hingegen wenig Veränderungen.
Durch die Kombination der Lichtemissionsdaten mit weiteren Geodaten konnten Zusammenhänge zwischen den künstlichen Lichtemissionen und der menschlichen Infrastruktur, dem Relief und dem Wald aufgezeigt werden. Diese Zusammenhänge erlaubten einfache Kriterien für die Bestimmung von dunklen Gebieten abzuleiten.
Anhand der ermittelten Dunkelheitskriterien konnte ein Vorschlag für Dunkelflächen und -korridore im Parkgebiet ausgearbeitet werden. Vergleiche mit Datensätzen zu Konzepten des Jurapark Aargau und des Kantons Aargau (kantonale Wildtierachsen und -korridore sowie Pilotprojekt zur Ökologischen Infrastruktur im Jurapark Aargau) und Tierarten (Fledermäuse, Amphibien und Vögel) erlaubten erste Einschätzungen bezüglich der Ökologie, vorwiegend zu Charakteristiken von Lebensräumen und zu räumlichen Übereinstimmungen oder Abweichungen mit den ausgeschiedenen Dunkelflächen und Dunkelkorridoren. Die ersten räumlichen Untersuchungen lassen darauf schliessen, dass der Jurapark Aargau momentan noch dunkle Lebensräume für sensible Arten bieten kann, die jedoch durch die Zunahme der Lichtemissionen zunehmend unter Druck geraten werden.
Das Fazit lautete, dass im Jurapark Aargau momentan noch kein dringender Handlungsbedarf besteht, da das Parkgebiet noch relativ dunkel ist. In Anbetracht des zunehmenden Beleuchtungstrends und der durch die Forschung bewiesenen negativen Auswirkungen ist es für den Jurapark Aargau jedoch empfehlenswert, so früh wie möglich ein Vorgehenskonzept zu erarbeiten und präventiv verschiedene Handlungsmöglichkeiten zu erwägen und zu realisieren.
Da künstliche Lichtemissionen ein komplexes Thema sind, das alle drei Komponenten der Nachhaltigkeit betrifft (Wirtschaft, Ökologie, Soziales), gibt es keinen klaren Lösungsweg, sondern benötigt verschiedenste kreative Herangehensweisen. Erfolgsversprechend sind Zusammenarbeiten von allen betroffenen Akteuren aus der Politik, der Praxis und der Wissenschaft, aber auch die Initiative der Bevölkerung. Durch die Zunahme der Lichtemissionen wird das Thema in Zukunft an Bedeutung gewinnen und eine Schlüsselherausforderung wird sein, die Vorteile des Lichts weiterhin nutzen zu können, jedoch gleichzeitig die Nachteile zu minimieren. Show more
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https://doi.org/10.3929/ethz-b-000370212Publication status
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ETH ZürichOrganisational unit
03331 - Heinimann, Hans-Rudolf (emeritus) / Heinimann, Hans-Rudolf (emeritus)
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