Corporate Governance und Krisenresistenz
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2019Type
- Doctoral Thesis
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Die vorliegende Dissertation untersucht die unterschiedliche Vulnerabilität grosser Finanzinstitute in Finanzkrisen sowie die Gründe ihrer Resilienz. Am Beispiel dreier global tätiger schweizerischer Privatversicherungsunternehmen analysiert die Dissertation in einem historischen Vergleich die unterschiedlich stark ausgeprägte Betroffenheit von finanziellen Schocks in der Zwischenkriegszeit (1919-1939) und die Krisenresistenz dieser Unternehmen. Dabei stützt sich die Arbeit teilweise auf neu erschlossene Archivbestände.
Die drei grössten schweizerischen Versicherungsunternehmen waren von der globalen Finanzkrise 1931 unterschiedlich stark betroffen. Die Schweizerische Rückversicherungs-Gesellschaft war im Vergleich zu den beiden Versicherungsgesellschaften „Zürich“ und „Winterthur“ deutlich verwundbarer gegenüber finanziellen Schocks. Der Grund dieser divergenten Vulnerabilität lag in der Anlagepolitik. Die Arbeit zeigt, dass äussere strukturelle Bedingungen für die Divergenz keine hinreichenden Erklärungen liefern. Die unterschiedlichen Anlagestrategien lassen sich nur zureichend erklären, wenn deren Ausgestaltung im Rahmen des unternehmerischen Gefüges (Corporate Governance) untersucht wird. Dabei zeigt sich, dass die Kapitalanlagepolitik im Wesentlichen in der Direktion (Leitung) definiert wurde. Von entscheidender Bedeutung war dabei, wie rekrutiert wurde, wer die Direktion bildete, welches Know-how diese Personen mitbrachten und welche Durchsetzungskraft sie hatten. Der Generaldirektor der Schweizer Rück verfügte als ehemaliger Investmentbanker über die notwendigen Kenntnisse des Finanzgeschäfts, was den beiden anderen Direktionen eindeutig fehlte. Er rekrutierte Bankfachleute, professionalisierte die Kapitalanlagepolitik und verfolgte eine untypische Anlagestrategie. Dafür wurde er innerhalb des unternehmerischen Gefüges ausdrücklich gelobt und gefördert, da sich dieses Know-how finanziell ausbezahlt hatte. Wegen seines Erfolgs erhielt er zusätzliche Befugnisse. Die Aufsichts- und Kontrollinstanzen erkannten die Risiken dieser Politik nicht, was zur grossen Verwundbarkeit im Jahre 1931 führte.
Doch alle drei Unternehmen blieben trotz des Einflusses der Finanz- und Wirtschaftskrise erstaunlich robust. Die Dissertation findet die Gründe für die bemerkenswerte Resilienz der Finanzplatzakteure in der vorgängigen Politik der inneren finanziellen Stärkung. Dazu zählte nicht nur die Bildung stiller Reserven als übliche Praxis der Corporate Governance der Zwischenkriegszeit, sondern auch die regelmässige, selbstständige Stärkung der Eigenkapitalquote. Die Erhöhung war eine Reaktion auf die damals übliche Bewertung von Dividenden als Prozentsatz des einbezahlten Aktienkapitals. Aktienkapitalerhöhungen stellten ein Mittel der Dividendenregulierung dar, da stabile Dividenden als wichtigster Orientierungspunkt der Finanzpolitik galten. Das Resultat dieser Corporate-Governance-Praxis war das Vorhandensein finanzieller Puffer in Krisensituationen und damit ein erheblicher Beitrag an die Stabilität des Finanzsystems. Show more
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https://doi.org/10.3929/ethz-b-000346684Publication status
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ETH ZürichOrganisational unit
03486 - Gugerli, David / Gugerli, David
Funding
156165 - Corporate Governance und Krisenresistenz: Schweizer Versicherungsunternehmen in der Zwischenkriegszeit (SNF)
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